Tatsuo Miyajima — Life Face On Gold
7. Dez. 2024—1. Febr. 2025
Buchmann Box

Tatsuo Miyajima — Life Face On Gold

7. Dez. 2024—1. Febr. 2025
Buchmann Box
Pressemitteilung

Mit Life Face on Gold kündigt die Buchmann Galerie die elfte Einzelausstellung von Tatsuo Miyajima (*1957 in Tokio) in der Galerie an.

 
Seit über 30 Jahren befasst sich Tatsuo Miyajima in seiner künstlerischen Arbeit an der Schnittstelle von Technologie, Digitalität und Kunst mit existenziellen Fragestellungen zum Wesen und der Empfindung von Zeit und Raum. Mit seinem vielschichtigen Werk setzt Miyajima wichtige künstlerische Impulse und gilt als einer der relevantesten japanischen Künstler der Gegenwart. Sein Werk wird oft in Verbindung mit Lee Ufan oder On Kawara rezipiert und ausgestellt, unter anderem in der vielbeachteten Ausstellung  'STARS: Six Contemporary Artists from Japan to the World', bei der 2020 neben Tatsuo Miyajima und Lee Ufan auch Yayoi Kusama,  Takashi Murakami, Yoshitomo Nara und Hiroshi Sugimoto im Mori Art Museum in Tokio ausstellten.

 
Drei Gedanken, die der Künstler früh in seiner künstlerischen Laufbahn als Leitlinien seiner Arbeit aufgestellt hat, stehen im Zentrum des Werkes: "Keep Changing", "Connect with Everything" und "Continue Forever". Sie bilden die konzeptuelle Grundlage für die teils monumentalen Installationen, Skulpturen und Performances und auch für das zeichnerische Oeuvre. Miyajima beschreibt damit das Wesen der Zeit im Verhältnis zu allem Lebendigen. Die visuelle Übersetzung in den Werken des Künstlers sind Zahlen und Zahlenreihen. Sie stehen metaphorisch für das Leben und die Vergänglichkeit. Zahlenfolgen verlaufen von 1 bis 9 oder von 9 bis 1 und wiederholen sich kontinuierlich als Zyklus als eine Art Reise von Leben zu Tod, dessen Endgültigkeit durch die Zahl "0" oder den Nullpunkt symbolisiert wird, aber bei Miyajima nie als Zahl, sondern als visuelle Aussparung oder Lücke erscheint.
 

Die Ausstellung in der Buchmann Box präsentiert erstmals in Europa die Werkserie Life Face on Gold, die insgesamt 40 Arbeiten in zwei unterschiedlichen Formaten umfasst.

 

Für die Serie belegte Miyajima großformatiges festes Papier vollflächig mit Blattgold, in welches dann wiederholt eine von ihm entworfene, an eine LED Ziffer erinnernde Zahl Acht als horizontale Zahlenreihe oder in fünf Zahlenkolonnen geprägt wurde. Über die geprägte Acht wurde abschließend mit Siebdruck eine individuelle Abfolge von Zahlen zwischen 1 und 9 präzise in weißer Farbe aufgebracht. Da die Zahl Null wie erwähnt nicht visualisiert wird, erscheint an manchen Stellen in der Zahlenreihe eine Leerstelle oder blinde Zahl.

 

Die vollflächige Blattvergoldung des Bildgrundes zitiert west-östliche Kulturgeschichte, als eine Öffnung des Bildes in eine metaphysische oder auch sakrale Welt hinein. Das rationale des Zählens scheint in Schwebe gehalten zu sein. Auch der installative Aspekt der Arbeiten, die je nach Lichtverhältnissen ein sublimes, goldgetränktes Licht reflektieren, trägt hierzu bei. Die Zahlenfolge entspringt dem intuitiven Impuls des Künstlers bei der Entstehung des Werkes und folgt keiner mathematischen oder kodierten Folge.

 
Die Auseinandersetzung mit der Zahl, dem Zählen und dem Raum lag auch der wegweisenden Arbeit Mega Death zugrunde, mit der Miyajima 2001 Japan auf der 49. Biennale in Venedig vertrat. Die monumentale Rauminstallation, die sich mit der Vergänglichkeit des Lebens und der kollektiven Erfahrung des Todes auseinandersetzte, bestand aus 2400 blauen LED-Displays, die Zahlen rückwärts von 9 bis 1 zählend in endlosen Zyklen anzeigten. In unregelmäßigen Abständen schalteten sich alle Zahlendisplays auf einen Schlag aus und tauchten den Raum in völlige Dunkelheit, was einen Moment des „kollektiven Auslöschens“ symbolisierte und Betrachtende in eine Orientierungslosigkeit versetzte. Danach aber erwachte das Leben erneut: die einzelnen LEDs begannen abermals mit Eins(*) beginnend zu zählen. Mega Death ist eine meditative Reflexion über Sterblichkeit, Erinnerung und Erneuerung.

 
Tatsuo Miyajimas Beschäftigung mit Konzepten der Zeit, ihrer (Un-) Berechenbarkeit und kulturellen wie existenziellen Dimension ist auch Thema der über 8 Meter messenden ikonischen LED Installation Region 200, welche die Buchmann Galerie vor einigen Jahren an die Sammlung des Museum M+ in Hong Kong vermitteln konnte. Region 200 ist derzeit in der Ausstellung Shanshui: Echoes and Signals neben Werken von u.a. von Isamo Noguchi und Lee Ufan zu sehen.

 
Eine der zentralen Erkenntnisse, die Tatsuo Miyajima aus seiner Auseinandersetzung mit Technologie gewonnen hat, ist, dass der Mensch damit nicht unbesiegbarer geworden ist. Nach den schweren Naturkatastrophen in Japan und einer globalen Pandemie betonte er in einem Interview, dass eine Reflexion über die grundlegenden Werte des Lebens erforderlich sei:

 
„Mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik geben wir Menschen uns der Illusion hin, dass wir alles tun können, und versuchen, die Natur nach Belieben zu manipulieren. Aber die Natur und das Universum verhalten sich auf unvorhersehbare Weise“ so Miyajima.

 
Werke des Künstlers sind u.a. vertreten in den Sammlungen der Tate Gallery London, der Bayerischen Staatsgemäldesammlung München, der La Caixa Barcelona, der Deste Foundation Athen, dem Museum of Contemporary Art Chicago, im Museum of Contemporary Art Tokyo, dem Leeum Seoul, dem Kunstmuseum Bern und dem M+ in Hong Kong.

 
In den letzten Jahren fanden Einzelausstellungen des Künstlers im Minsheng Museum Shanghai, dem Chiba City Museum in Chiba, Japan, im Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal, im Santa Barbara Museum of Art sowie im EMMA Museum in Espoo, Finnland statt.
 

Für weitere Informationen über den Künstler oder Abbildungen seiner Werke können Sie gerne jederzeit die Galerie kontaktieren.

Tatsuo Miyajima

Born 1957 in Tokyo. Lives and works in Ibaraki, Japan.

 

2012 - 2016 Kyoto University of Art & Design Vice President

2006 - 2016 Tohoku University of Art & Design Vice President

Ausbildung
1986 Completed postgraduate studies at Tokyo National University of Fine Arts and Music (M.A.)
1984 Graduated from Oil Painting Course, Fine Arts Department, Tokyo National University of Fine Arts and Music (B.A.)
Stipendien und Auszeichnungen
1998 London Institute honorary doctorate
1993 Fondation Cartier pour l'art contemporain, Paris
1990–1991 DAAD Scholarship Berliner Kunstprogramm Berlin,
1990 ACC - Asian Cultural Council, New York

Einzelausstellungen

2025
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2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1983

Gruppenausstellungen

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1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1986
1985
1984
1983
1982
1981
1980
Sammlungen (Auswahl)

National Museum of Modern Art, Kyoto, Japan

Hara Museum of Contemporary Art, Tokyo, Japan

Museum of Modern Art, Shiga, Japan

Nagoya City Art Museum, Nagoya, Japan

Museum of Contemporary Art, Tokyo, Japan

Panasonic Museum in Osaka, Japan

FARET Tachikawa, Tokyo, Japan

TV Asahi building, Tokyo, Japan

Tokyo Opera City, Tokyo, Japan

Chiba City Museum, Chiba, Japan

Group Home Sala in Florence Village, Akita, Japan

The Museum of Modern Art, Saitama, Japan

Contemporary Art Museum, Kumamoto, Japan

Toyota Municipal Museum of Art, Aichi, Japan

Saitama Prefectural University, Saitama, Japan

Izumi City Plaza, Osaka, Japan

Naoshima Contemporary Art Museum, Kagawa, Japan

Iwaki City Art Museum, Fukushima, Japan

Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Hiroshima, Japan

 

M+ Museum, Hong Kong

Taipei Fine Arts Museum, Taiwan

Samsung Cultural Foundation, Seoul, Korea

Leeum, Samsung Museum, Seoul, Korea

Chinese Telecom, Taipei, China

 

Tate Gallery, London, UK

The British Museum, London, UK

Deste Foundation for Contemporary Art, Athens, Greece

Fondation Cartier pour l'art contemporain, Paris, France

Kunstmuseum Bern, Bern, Switzerland

Kunstmuseum St. Gallen, Switzerland

Université de Genève, Switzerland

La Caixa, Barcelona, Spain

Pinakothek der Moderne, Munich, Germany

Kunstmuseum Stuttgart, Germany

Fondazione TESECO per l'Arte, Pisa, Italy

Chateau La Coste, Aix-en-Provence, France  

 

Modern Art Museum of Fort Worth, Texas, U.S.A.

San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, U.S.A.

Museum of Contemporary Art, Chicago, U.S.A.

Dallas Museum of Art, U.S.A.

Denver Art Museum, Denver, U.S.A.

Dannheisser Foundation, New York, U.S.A.

National Gallery of Canada, Ottawa, Canada

Oakville Galleries, Oakville, Canada

Australian Museum, Sydney, Australia

Other Projects
2005 ARTISTS SUMMIT, KYOTO, Kyoto University of Art and Design, Kyoto, Japan
2002 Collaboration with SOPHNET (fashion design brand) 2002 A/W Collection Tokyo
1000 Real Life Project - Death Clock, Tokyo
2000 Floating Time - Hospice Project, Sotoasahikawa Hospital, Akita
1998 Portfolio for The Edge of Awareness
1995 Portfolio for 4. Uluslararasi Istanbul Bienali-ORIENT / ATION
1994 Mirror, multiple, Spiral, Tokyo
1993 Over Economy, acrylic, pencil on bank note \10,000
1992 Project for PARKETT
1984 Time Funeral, record jacket, SMS Records