
Bettina Pousttchi Ceramics
Die Buchmann Galerie freut sich zum Gallery Weekend Berlin eine Einzelausstellung mit neuen Keramikarbeiten von Bettina Pousttchi anzukündigen.
Keramik ist eines der ältesten bildhauerischen Materialien, das zudem über eine besondere Beziehung zu Berlin verfügt. Die Stadt ist in weiten Teilen aus keramischem Backstein erbaut. Wie andere Arbeiten von Bettina Pousttchi, haben auch ihre hier vorgestellten Keramikarbeiten einen Bezug zu Architektur.
Ausgangspunkt der Wandreliefs sind Fotografien der Künstlerin von deutschen Fachwerkhäusern, die sie digital bearbeitet hat. Ähnlich einem 3D Print wurden die Fotodateien von Fassadenelementen in ein keramisches Modul übersetzt.
Dieses serielle Modul wird in unterschiedlichen Konstellationen an der Wand zu ornamentalen Formen gruppiert. Dadurch entsteht eine Dynamik im Raum zu der Chris Dercon im Gespräch mit der Künstlerin in ihrem kürzlich erschienen Buch The City bemerkt: „Ich denke, dass Du viel weiter gehst und über das Ornament nicht nur als eine Form von Lebendigkeit, sondern auch als eine Form von Belebung nachdenkst.” (1)
Die Wandreliefs verbinden die Architektursprache des europäischen Kulturraums mit der des Nahen Ostens. Dieser Verschränkung der Perspektiven liegt ein transnationaler Gedanke zugrunde, der zentral ist für das Werk der Künstlerin.
Die manuelle Herstellung der in verschiedenen Farben glasierten Keramikteile verleiht jedem Element eine leicht andere Form. „Die lineare Reihung dieser Wandskulpturen lässt an Donald Judds Progressions denken. Darüber hinaus erinnert die serielle, nichthierarchische Anordnung beinahe identischer Module an die Bodenplastiken von Carl Andre”, schreibt dazu Jeremy Strick, Direktor des Nasher Sculpture Center Dallas. Und führt weiter zu diesem Aspekt aus: „Und während Judd und Andre dezidiert unpersönliche skulpturale Elemente nutzen, rufen Pousttchis Module eine Vielzahl kultureller, historischer und autobiografischer Assoziationen hervor.” (1)
Bettina Pousttchi wurde 1971 in Mainz geboren und lebt in Berlin. 2014 erhielt sie den Wolfsburger Kunstpreis und hatte bislang Einzelausstellungen unter andrem im Nasher Sculpture Center Dallas, der Kunsthalle Basel, der Schirn Kunsthalle Frankfurt und der Temporären Kunsthalle Berlin. Parallel zur Galerieausstellung eröffnen am 9. Juni 2016 sowohl das Hirshhorn Museum in Washington D.C. als auch die Phillips Collection in Washington D.C. eine Einzelausstellung mit Bettina Pousttchi.
Das Hirshhorn Museum zeigt die erste öffentliche Präsentation der vollständigen 24teiligen grossformatigen Fotoarbeit World Time Clock, an der die Künstlerin acht Jahre lange gearbeitet hat. Seit 2006 hat Bettina Pousttchi 24 Zeitzonen der Erde bereist und in jeder Zone eine signifikante öffentliche Uhr auf der jeweils gleichen Uhrzeit fotografiert. Bettina Pousttchi schafft ein philosophisch hintergründiges Bild der Gleichzeitigkeit von Zeit. Auch hier zeigt sich das Interesse der Künstlerin an Aspekten des Transnationalen in einer globalisierten Wirklichkeit.
Die Phillips Collection zeigt Werke der Künstlerin aus der Skulpturenserie -Double Monuments for Flavin and Tatlin (2009-2014) und richtet damit den Blick auf das bildhauerische Werk von Bettina Pousttchi. Absperrgitter -Objekte des öffentlichen Raumes- wurden von der Künstlerin so verformt und übereinandergesetzt das sie als Konstruktion an das Monument der dritten Internationale von Wladimir Tatlin erinnern. Tatlin plante seinen Turm, eine riesenhafte Uhr, als Denkmal für die kollektiven Kräfte der russischen Revolution. Dies ein Thema, das auch Dan Flavin in seiner Werkgruppe “monuments” for V. Tatlin (1964-1990) beschäftigte. Bettina Pousttchi reflektiert kunsthistorische Bezüge und erweitert diese in ihrer eigenen Arbeit in aktuelle Fragen des Gesellschaftlichen hinein.
Auch im Kunstmuseum Bonn in der Ausstellung EchtZEIT, im Ludwig Museum Budapest in der Ausstellung Passion und im Latvian National Museum of Art Riga in der Ausstellung German Art since the late 1960s werden Arbeiten von Bettina Pousttchi zu sehen sein.
Für weitere Informationen über die Künstlerin und für Bildmaterial zu den Arbeiten in der Ausstellung können Sie sich gerne jederzeit mit der Galerie in Verbindung setzen.
(1) zitiert aus: Bettina Pousttchi, The City, Hg. Nasher Sculpture Center Dallas und Städtische Galerie Wolfsburg, HatjeCantz, 2015, dt/engl, Essays von Susanne Pfleger, Jeremy Strick, Thomas Köhler und Adam Szymczyk und ein Gespräch zwischen der Künstlerin und Chris Dercon.

Bettina Pousttchi
Geboren 1971 in Mainz. Lebt und arbeitet in Berlin.
1999/2000 | Whitney Independent Studio Program, Whitney Museum, New York |
1995-1999 | Kunstakademie Düsseldorf (Prof. Gerhard Merz, Prof. Rosemarie Trockel) |
1992-1997 | Philosophiestudium, Kunst- und Filmgeschichte, Universität zu Köln und in Bochum |
1990-1992 | Kunststudium, Université de Paris |
2016 | Villa Aurora, Los Angeles |
2014 |
Wolfsburg Art Award |
2008 |
TrAIN Research Center for Transnational Art, Identity and Nation, University of the Arts, London |
2007 | BBAX - Berlin Buenos Aires Art Exchange, Buenos Aires |
2005 | Provinzial Förderprojekt |
2000 | Kunststiftung NRW |
MoCA Museum of Contemporary Art Shanghai
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Washington DC
Nasher Sculpture Center Dallas
Margulies Collection Miami
Rennie Collection Vancouver
The Arts Club of Chicago
The Phillips Collection Washington DC
Freybe Collection Vancouver
Nasher Collection Dallas
Albertina Vienna
Berlinische Galerie, Museum of Modern Art Berlin
Kunsthalle Bielefeld
Hall Collection New York
Blake Byrne/Skylark Foundation Los Angeles
Levine Collection Washington DC
Wemhöner Collection Herford/Berlin
Kadist Collection Paris
Collection of the Federal Republic of Germany
University of Cologne
Von-der-Heydt Museum Wuppertal
Absolut Art Collection Stockholm
Wolfsburg City Art Gallery
MMAG Foundation Amman
Kunstmuseum St.Gallen
Museum Reinhard Ernst
Miura Art Collection, Celadna
Sammlung ADAC, München
RAJA Contemporary Art Collection, Paris
Davis Museum, Wellesley, USA
Rheinufergalerie, Mainz
Art Gallery of Ontario, Toronto