Anna & Bernhard Blume
Photographie
Anna & Bernhard Blume
Photographie
Das Künstlerpaar Anna Blume (1936 – 2020) und Bernhard Johannes Blume (1937 – 2011) gehört mit seinen skurrilen fotografischen Geschichten zu den international bedeutendsten Vertretern der inszenierten Fotografie.
Wenn auf Fotos Kartoffeln wie Geschosse durch die Küche fliegen, Bäume wie Speere durch die Landschaft schnellen oder Teller in der Luft zerbersten, muss es sich um ein Werk von Anna & Bernhard Blume handeln. Biedere, kleinbürgerliche Wohnzimmer wurden in ihren Fotografien zu Orten fantastischer Taten, zu Tatorten surrealer Ereignisse.
Die beiden Künstler, die sich an der Düsseldorfer Kunstakademie kennengelernt hatten, arbeiteten seit Mitte der 1970er-Jahre in Köln zusammen. Seit den 1980er-Jahren haben Anna & Bernhard Blume in bedeutenden Museen der Welt ausgestellt – unter anderem im Museum of Modern Art, New York, Museum Hamburger Bahnhof Berlin, Museum Ludwig Köln, im Milwaukee Art Museum in Milwaukee, Museum für Moderne Kunst Frankfurt oder im Centre Pompidou in Paris.
Bei aller Komik sind Anna & Bernhard Blumes Werke Seismografen für gesellschaftspolitische Entwicklungen. Themen wie Klimawandel, Geschlechtergerechtigkeit oder Identität wurden schon früh zu zentralen Inhalten ihrer Arbeit.
Auch die Transzendenz nimmt einen wichtigen Stellenwert im Werk der Künstler ein. So fragten sie 2011 in einem Statement zur Werkgruppe „Trans-Skulptur“: „Gibt es womöglich auch heute noch Bedarf für sentimentale Hinweise auf ein irgendwie ganz Anderes und Jenseitiges?“
Die Inszenierungen von Anna & Bernhard Blume sind nie belehrend, sondern die Protagonisten agieren eher skurril hilflos. Immer wieder griffen Anna & Bernhard Blume den Alltag in mehrteiligen, teils sehr großformatigen und wandfüllenden Schwarz-Weiß-Serien auf. Die Orte und die Elemente ihrer Wahl sind beispielsweise: Küche, Wohnzimmer, Gießkanne, Leiter oder Geschirr. Weiße kubische Objekte fliegen in der Werkgruppe „Spiritistische Sequenzen“ durch ein Zimmer, und in „Wahnzimmer“ scheinen Möbel durch den Raum zu sausen. Und in „Vasenextase“ sirren Vasen wie Wurfgeschosse durch die Luft.
Die beiden Künstler machten alles selbst. Sie wählten den Schauplatz, stellten die Requisiten zusammen, bauten das Setting auf. Dann nahmen sie die Rolle von Schauspielern ein und inszenierten sich vor der Kamera. Sie hängten sich an Baumäste, klemmten sich zwischen Stämme, duckten sich vor fliegenden Suppenschüsseln und Kartoffeln. Hier wird der Einfluss der Aktionskunst der 1960er-Jahre spürbar. Schließlich entwickelten sie die Filme und machten die bis zu 250 x 130 Zentimeter großen Barytabzüge von Hand in ihrem Atelier.
Den Fotografien wohnt eine eigne Qualität des Selbstgemachten und Unperfekten inne. Die Drehorte wirken oftmals schlecht ausgeleuchtet, die Fotos unscharf. Das war stets Teil des Konzepts von Anna & Bernhard Blume. Sie bezeichneten diese Vorgehensweise als „provokanten Dilettantismus“.
„Und wer drückt auf den Auslöser?“, wurde Bernhard Blume einmal gefragt. Seine Antwort: „Wir nehmen die Kamera abwechselnd in die Hand“.
Werke des Künstlerpaars sind unter anderem vertreten in der Neuen Nationalgalerie, Berlin, im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main, im Sprengel Museum, Hannover, in der Vancouver Art Gallery, Vancouver, BC, im Centre Georges Pompidou, Paris und im Museum of Modern Art (MoMA), New York
Weitere Einblicke in das Werk des Künstlers gibt die Publikation Komplizenschaft in Cahoots - Kunsthalle Krems
Die Buchmann Galerie hat bislang sieben Einzelausstellungen mit Anna & Bernhard Blume realisiert.

Werke (Auswahl)
News
Ausstellungen
Publikationen
Anna & Bernhard Blume
Anna Blume
Geboren 1937 in Bork/ Westfalen. Verstorben 2020 in Köln.
Bernhard Johannes Blume
Geboren 1937 in Dortmund. Verstorben 2011 in Köln.
Anna Blume
1960 - 1965 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf
1966 - 1986 Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen in Düsseldorf und Köln
Bernhard Johannes Blume
1960 - 1965 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf
1967 - 1971 Studium der Philosophie an der Universität Köln
1971 - 1986 Lehrtätigkeit für Kunst und Philosophie an einem Gymnasium in Köln
1987 - 2011 Professor für Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste HfbK Hamburg
2000 “Berliner Kunstpreis - Jubiläumsstiftung 1814/1948”, Akademie der Künste, Berlin
1988 Erster Kölner Video-Kunst-Preis
1987 Kunstpreis der Glockengasse, Köln
2024 | In Cahoots – Kunsthalle Krems, Austria |
2022 | Mythos Wald. Das Flüstern der Blätter, Kunsthalle Emdem |
2015 | “Anna & Bernhard Blume. La photographie transcendantale”, Centre Georges Pompidou, Editions Xavier Barral, Paris (cat.) |
2010 | “SX-70. Anna & Bernhard Blume. Polaroids 1975-2000”, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (cat.) |
2008 | “Anna und Bernhard Blume – Reine Vernunft”, Texts by Dr. Eugen Blume, Dr. Dorothea Strauss, Bazon Brock, Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin, Verlag der Buchhandlung Walther König Köln,(exhib.cat.) |
2006 | “Anna und Bernhard Blume – de-konstruktiv, Bilder aus dem wirklichen Leben.”, MO Museum am Ostwall Dortmund (19.11.2006 – 11.02.2007); Haus Konstruktiv Zürich (22.03. – 06.05.2007), texts by Eugen Blume, Regina Selter, Dorothea Strauss, André Buchmann, Kurt Wettengl, Rosemarie E. Pahlke, Britta Schröder, (exhib.cat.) |
2005 | 10. Art Forum Berlin - Internationale Messe für Gegenwartskunst, Berlin, (cat.) “Auf beiden Seiten des Rheins – Ambiance”, K 21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf,(cat.) “Polaroid als Geste”, Museum für Photographie, Braunschweig,(cat.) |
2004 | “Porträts - Picasso, Bacon, Warhol...”, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Palais Lichtenstein, Wien (cat.) “Von Bonifatius bis Beuys oder: Vom Umgang mit heiligen Eichen – Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts zur Baum- und Eichensymbolik”, Kunsthalle Erfurt im Haus zum Roten Ochsen, Erfurt, (cat.) Lambers, H., “Beobachtungen im Zwei-Klassen-Millieu”, in: Kunstzeitung Lindinger + Schmid, Regensburg, Nr. 91, März 2004, p.20 |
2003 |
Böker, C., “Der Körper und sein Abbild”, in: Berliner Zeitung, Berlin, 19. Nov.2003 |
2002 | “Moments which I intend to remember”, Staatsgalerij Heerlen, (cat.) “Das zweite Gesicht - Metamorphosen des fotografischen Porträts”, Deutsches Museum, München, (cat.) |
2000 | Heidenreich, S., “Auf das Gefecht folgt der Dank. Anna und Bernhard Blume erhalten den Kunstpreis Berlin”, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, BS 2, Nr. 68, 21.03.2000, Frankfurt “Das fünfte Element - Geld oder Kunst”, Kunsthalle Düsseldorf, (cat.) |
1999 | “Die Macht des Alters - Strategien der Meisterschaft”, Berlin, (cat.) |
1998 | “Pastelle und Objekte”, Text von Elisabeth Grossmann, Galerie Haasner, Wiesbaden, (cat.) “Signaturen des Sichtbaren - Ein Jahrhundert der Fotografie in Deutschland”, Galerie am Fischmarkt Erfurt, (cat.) |
1997 | “Pro Lidice - 52 Künstler aus Deutschland”, Tschechisches Museum für Bildende Kunst, Prag; Schleswig-Holsteinischer Kunstverein in der Kunsthalle zu Kiel; Kunstsammlungen Gera, (cat.) “Positionen künstlerischer Photographie in Deutschland seit 1945”, herausgegeben von Ulrich Domröse, veranstaltet von der Berliner Festspiele GmbH und der Berlinischen Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur Berlin, DuMont Buchverlag, Köln, (cat.) |
1996 | “RADIKALE BILDER”, 2. Österreichische Triennale Fotografie, Graz, (cat. |
1995 | “FotoKunst. Dieter Appelt, Anna und Bernhard Blume, Thomas Florschuetz, Jürgen Klauke, Astrid Klein, Sigmar Polke, Klaus Rinke, Katharina Sieverding”,Text von Wulf Herzogenrath und Gabriele Muschter, ifa Institut Für Auslandsbeziehungen, Stuttgart (ifa-eigene Publikation) “Anna und Bernhard Blume. Zwei Großfotoserien”, Verlag Walter König, Köln, (cat.) “R.A.M. - Realität - Anspruch - Medium”, Badischer Kunstverein, Karlsruhe; Bonner Kunstverein, Bonn; Neues Museum Weserburg Bremen; Lindenau-Museum, Altenburg; Museum Wiesbaden, (cat.) |
1994 | “Die Bücher der Künstler - Publikationen seit den 60er Jahren in Deutschland”, Institut für Auslandsbeziehungen (ifa-eigene Publikation) |
1993 | “Photographie in der deutschen Gegenwartskunst”, herausgegeben von Reinhold Mißelbeck, Museum Ludwig, Köln, (cat.) |
1992 | “Zuhause und im Wald”", Großfotoserien, Deichtorhallen, Hamburg; Wiener Sezession, (cat.) „Anna und Bernhard Blume. Großfotoserien 1985-1990”, Rheinland Verlag/Walter König, Köln (cat.) “Photography in Contemporary German Art. 1960 to the Present”, Text von Garry Garrels, Walker Art Center, Minneapolis, (cat.) “2. Internationale Foto-Triennale Esslingen 1992, Erfundene Wirklichkeiten”, herausgegeben von Manfred Schmalriede, Esslingen am Neckar, (cat.) |
1991 | “Trautes Heim. Fotoarbeiten 1986-1990”, Rheinland Verlag, Köln, (cat.) Weibel, P., “Das Ich und die Dinge. Kommentare zu einem philosophischen Text von Anna und Bernhard Blume in Form inszenierter Fotografien”, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/M. |
1989 | “Inszenierte Wirklichkeit”, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, (cat.) |
1987 | “Anna und Bernhard Blume. Trautes Heim. Fotos aus dem wirklichen Leben”, Kunsthalle, Basel, (cat.) |
1986 | “Hellsehen als Schwarzsehen”, Lenbachhaus und Akademie der Bildenden Künste, München, (cat.) “Das Auge des Künstlers - Das Auge der Kamera”, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt, (cat.) “Behind the Eyes - Eight German Artists”, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, California, (cat.) “heilig, heilig, heilig. Monolog über Zeichnung”, Lenbachhaus und Akademie der Bildenden Künste, München, (cat.) |