Lawrence Carroll

Malerei und Skulptur

Lawrence Carroll, photo: Lucy Carroll, 2013
Lawrence Carroll, photo: Lucy Carroll, 2013

Lawrence Carrolls nuancenreiches künstlerisches Schaffen bewegt sich an der Grenze zwischen Malerei und Skulptur. Der Künstler schuf im Verlauf von mehr als fünfunddreißig Jahren ein bemerkenswert vielfältiges und stringentes Werk, das von einer besonderen poetischen Präsenz geprägt ist.

 

Vom Beginn seiner Karriere, am Ende der 1980er Jahre an, wendet der Künstler sich den spezifischen und emotionalen Qualitäten malerischer Medien zu. Arme und einfache Materialien werden einer langen, intensiven Bearbeitung und Reflexion ausgesetzt, bis sich ihre "Konstruiertheit" nahezu aufgelöst hat.

 

Lawrence Carroll entwickelte über ein Dutzend Bildgattungen, eine Art privater Typologie der Malerei. Die Bezeichnungen dieser Werkserien weisen auf den Arbeitsprozess hin, wie bei den Cut Paintings, Insert Paintings und Stacked Paintings, oder geben den Bildern einen Charakter, wie die Sleeping Paintings und Freezing Paintings. Die Namen spiegeln auch die Präsentation selbst wider, wie bei den Shelf Paintings, Corner Paintings oder Table Paintings.

 

Die Zeit spielt in dem umfangreichen Werk von Lawrence Carroll eine wichtige Rolle. Viele Gemälde und Skulpturen sind über lange Zeiträume hinweg entstanden, in verschiedenen Ateliers zwischen Malibu, Marquette, Venedig, Bolsena und New York. Carrolls Arbeiten sind von einem Respekt vor diesem "Augenblick in der Zeit" bestimmt, in dem das Werk entsteht.

 

Lawrence Carroll agiert "aus der intensiven Beobachtung des Unscheinbaren [...]. Seine Kunst entsteht aus einer Abfolge von hoch sensitiven Abläufen, in denen die eigene Wahrnehmung, die schöpferische Hand, das gewählte Material und der Ort der Präsentation in Einklang gebracht und ästhetisch verbunden werden" (1).

 

Der objekthafte Charakter der Werke bestärkt den Künstler in seinem Bestreben, der Bedeutung der Werke im Raum Rechnung zu tragen. Carrolls Arbeit untersucht so Maß und Raum, das Verhältnis von Licht zu Schatten, Objekt und Farbe. "Die Inspiration für die Farbe kann von überall her kommen: vom Staub, von den Schatten eines schwächer werdenden Lichtes, von einem Bein mit einer Prellung, von einem in der Sonne gebleichten Berghang, vom Himmel der schwarzen Nacht, der sich auf einem See spiegelt, vom Erwachen eines Tages", so der Künstler. (2)

 

Lawrence Carroll wurde 1954 in Melbourne geboren und verstarb 2019 in Köln. Er studierte am Art Center College of Design in Pasadena und am Otis Art Institute, Los Angeles. 1989 wurde er von Harald Szeemann zur Ausstellung Einleuchten in den Deichtorhallen Hamburg eingeladen und nahm 1992 an der Documenta IX von Jan Hoet teil. 2013 nahm er an der 55. Biennale Venedig im/für den Pavillon des Vatikans teil. Wichtige Ausstellungsorte waren unter anderem Power Plant Toronto (1994), Dublin City Gallery The Hugh Lane, Dublin (2012),  MAMbo Bologna (2014), Kunstmuseum Magdeburg (2017) oder Madre Neapel (2022).

 

Werke des Künstlers sind wichtigen Sammlungen vertreten, wie das Solomon R. Guggenheim Museum New York City, das Los Angeles County Museum of Art Los Angeles (LACMA), die Art Gallery of New South Wales in Sydney, das Kunstmuseum Stuttgart, die Margulies Collection in Miami, die Jumex Collection in Mexiko-Stadt, oder die Panza Collection Varese und die Wemhöner Collection Herford/Berlin. Die Buchmann Galerie Berlin/Lugano vertritt den Künstler seit 1994 und präsentierte sein Werk in zwölf Einzelausstellungen.

 

1) So der Essay von Uwe Gellner zu einer von Carrolls letzten Ausstellungen, in: Kat. Lawrence Carroll, As the Noise Falls Away, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, 2018, S. 6
2) a.a.O., S. 74