Lawrence Carroll
Malerei und Skulptur
Lawrence Carroll
Malerei und Skulptur
Lawrence Carrolls nuancenreiches künstlerisches Schaffen bewegt sich an der Grenze zwischen Malerei und Skulptur. Der Künstler schuf im Verlauf von mehr als fünfunddreißig Jahren ein bemerkenswert vielfältiges und stringentes Werk, das von einer besonderen poetischen Präsenz geprägt ist.
Vom Beginn seiner Karriere, am Ende der 1980er Jahre an, wendet der Künstler sich den spezifischen und emotionalen Qualitäten malerischer Medien zu. Arme und einfache Materialien werden einer langen, intensiven Bearbeitung und Reflexion ausgesetzt, bis sich ihre "Konstruiertheit" nahezu aufgelöst hat.
Lawrence Carroll entwickelte über ein Dutzend Bildgattungen, eine Art privater Typologie der Malerei. Die Bezeichnungen dieser Werkserien weisen auf den Arbeitsprozess hin, wie bei den Cut Paintings, Insert Paintings und Stacked Paintings, oder geben den Bildern einen Charakter, wie die Sleeping Paintings und Freezing Paintings. Die Namen spiegeln auch die Präsentation selbst wider, wie bei den Shelf Paintings, Corner Paintings oder Table Paintings.
Die Zeit spielt in dem umfangreichen Werk von Lawrence Carroll eine wichtige Rolle. Viele Gemälde und Skulpturen sind über lange Zeiträume hinweg entstanden, in verschiedenen Ateliers zwischen Malibu, Marquette, Venedig, Bolsena und New York. Carrolls Arbeiten sind von einem Respekt vor diesem "Augenblick in der Zeit" bestimmt, in dem das Werk entsteht.
Lawrence Carroll agiert "aus der intensiven Beobachtung des Unscheinbaren [...]. Seine Kunst entsteht aus einer Abfolge von hoch sensitiven Abläufen, in denen die eigene Wahrnehmung, die schöpferische Hand, das gewählte Material und der Ort der Präsentation in Einklang gebracht und ästhetisch verbunden werden" (1).
Der objekthafte Charakter der Werke bestärkt den Künstler in seinem Bestreben, der Bedeutung der Werke im Raum Rechnung zu tragen. Carrolls Arbeit untersucht so Maß und Raum, das Verhältnis von Licht zu Schatten, Objekt und Farbe. "Die Inspiration für die Farbe kann von überall her kommen: vom Staub, von den Schatten eines schwächer werdenden Lichtes, von einem Bein mit einer Prellung, von einem in der Sonne gebleichten Berghang, vom Himmel der schwarzen Nacht, der sich auf einem See spiegelt, vom Erwachen eines Tages", so der Künstler. (2)
Lawrence Carroll wurde 1954 in Melbourne geboren und verstarb 2019 in Köln. Er studierte am Art Center College of Design in Pasadena und am Otis Art Institute, Los Angeles. 1989 wurde er von Harald Szeemann zur Ausstellung Einleuchten in den Deichtorhallen Hamburg eingeladen und nahm 1992 an der Documenta IX von Jan Hoet teil. 2013 nahm er an der 55. Biennale Venedig im/für den Pavillon des Vatikans teil. Wichtige Ausstellungsorte waren unter anderem Power Plant Toronto (1994), Dublin City Gallery The Hugh Lane, Dublin (2012), MAMbo Bologna (2014), Kunstmuseum Magdeburg (2017) oder Madre Neapel (2022).
Werke des Künstlers sind wichtigen Sammlungen vertreten, wie das Solomon R. Guggenheim Museum New York City, das Los Angeles County Museum of Art Los Angeles (LACMA), die Art Gallery of New South Wales in Sydney, das Kunstmuseum Stuttgart, die Margulies Collection in Miami, die Jumex Collection in Mexiko-Stadt, oder die Panza Collection Varese und die Wemhöner Collection Herford/Berlin. Die Buchmann Galerie Berlin/Lugano vertritt den Künstler seit 1994 und präsentierte sein Werk in zwölf Einzelausstellungen.
1) So der Essay von Uwe Gellner zu einer von Carrolls letzten Ausstellungen, in: Kat. Lawrence Carroll, As the Noise Falls Away, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, 2018, S. 6
2) a.a.O., S. 74
Werke (Auswahl)
Ausstellungen
Publikationen
Lawrence Carroll
Geboren 1954 in Melbourne, verstorben 2019 in Köln.
1980 | Otis Art Institute, Los Angeles, CA |
1976 - 80 | Art Center College of Design, Pasadena, CA |
1974 - 76 | Moorpark College, CA |
Guggenheim Museum, New York
Museum of Contemporary Art MOCA, Los Angeles
Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles
Museum of Fine Arts, Houston
Museum of Contemporary Art, San Diego
Margulies Collection, Miami
Hall Collection, Vermont
Rubell Family Collection, Miami
Chase Manhattan Bank, New York
Kunstmuseum Stuttgart
Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Kunstmuseum Kloster unser lieben Frauen, Magdeburg
Kunsthalle Mannheim
Sammlung Wemhöner, Herford/Berlin, Germany
Schaufler Foundation Schauwerk Sindelfingen, Germany
LAC Lugano Arte e Cultura, Switzerland
Museo die Arte Moderna e Contemporanea di Rovereto MaRT, Italy
Palazzo Ducale, Sassoulo, Italy (permanent installation)
Panza Collection, Mendrisio, CH
Villa Panza, Varese, Italy (permanent installation)
Hotel Des Arts, Toulon, France
La Certosa di San Lorenzo, Padula, Italy
Es Baluard Museu D'Art Modern I Contemporani De Palma, Palma de Mallorca, Spain
EMMA Museum, Espoo, Finland
Sara Hilden Art Museum, Tampere Finland
Fundación Jumex Arte Contemporáneo, Mexico City
Museo de Bellas Artes, Caracas
National Museum of Modern Art, Tokyo
Art Gallery of New South Wales, Sydney, Australia
Shanghai Long Museum, China
2017 | "I have longed to move away. Works 1985 - 2017", Museo Vincenzo Vela, Ligornetto (CH), 5 Continents Editions, Texte von David Carrier, Barbara Catoir, Lara Conte, Petra Gilroy-Hirtz und Gianna A. Mina |
2015 | "Ghost House", MAMbo, Museo d'Arte Moderna di Bologna, Corraini Edizioni, Texte von Gianfranco Maraniello, Angela Vettese und Lawrence Carroll (Ausstellungskatalog) |
2008 | “Lawrence Carroll”, Museo Correr, Venice, Essays von Angela Vettese und Laura Mattioli Rossi (Ausstellungskatalog) |
2007 | “Lawrence Carroll”, Hotel des Arts, Toulon, Frankreich, mit Texten von John Yau und Gilles Alterri |
2005 | “50 years of documenta 1955-2005: archive in motion-discreet energies/diskrete energien”, Kassel, 2005. Text: Michael Glasmeier. “VISIONI 20 artisti”, Sant Agostino, Bergamo. Text: Marco Meneguzzo. |
2004 | ACE Gallery Beverly Hills, mit einem Essay von Terry Meyers |
2003 | “Studio La Città”, mit einem Essay von Marco Meneguzzo (Italienisch / Englisch), Studio La Città, Verona (Ausstellungskatalog) |
2002 | “Lawrence Carroll, Getting Lost, Raum der Stille”, mit einem Essay von Petra Giloy-Hirtz, Karmelitenkirche München (Ausstellungskatalog) “La Collezione Panza: Villa Menafoglio Litta Panza, Varese; Palazzo Ducale Gubbio; Palazzo Ducale, Sassuolo; Palazzo Della Gran Guardia, Verona; MOCA, Los Angeles; Reina Sofia, Madrid; Guggenheim Bilbao (1st edition)”, mit einem Text von Giuseppe Panza (Ausstellungskatalog) “Le stanze dell’arte”, MART, Rovereto (Ausstellungskatalog) |
2001 | “Oggi per Domani”, Museo Cantonale d’Arte Contemporanea, Lugano, 2001 “Il Respiro Nacosto delle Cose”, Studio La Citta, Verona, 2001, mit einem Text von Luigi Meneghelli |
2000 | “Lawrence Carroll”, Studio La Città, Verona, mit Texten von Bruno Corà und Laura Mattioli |
1998 | “Lawrence Carroll”, mit Essays von Johann-Karl Schmidt und Richard Milazzo, Galerie der Stadt Stuttgart, Edition Galerie der Stadt Stuttgart (Ausstellungskatalog) “Lawrence Carroll”, Buchmann Galerie Köln |
1994 | “Lawrence Carroll”, mit einem Essay von Gerhard Finckh, Städtische Galerie im Museum Folkwang Essen, September 19 – November 6, 1994 “Lawrence Carroll, Où les choses dorment”, mit einem Gedicht von Rupert Brooke, Domaine de Kerguehennec, Frankreich “Der Stand der Dinge”, Hrsg. Udo Kittelmann, Kölnischer Kunstverein |
1992 | “Lawrence Carroll, The Guest Room”, Stux Gallery New York |
1988 | “Lawrence Carroll”, Essay von Robert Pincus-Witten, Stux Gallery New York |