Bettina Pousttchi In Transit
Die Buchmann Galerie freut sich, die Ausstellung In Transit von Bettina Pousttchi (*1971 in Mainz, lebt und arbeitet in Berlin) in der Galerie anzukündigen.
Bettina Pousttchis facettenreiches Werk, das Skulptur, Fotografie, Installation, sowie ortsspezifische Fassadenarbeiten umfasst, wird seit einigen Jahren durch die Serie der Vertical Highways erweitert. Die anthropomorph anmutenden, tänzerisch bewegten Skulpturen aus Leitplanken entwickelte die Künstlerin in ihrer Auseinandersetzung mit Objekten die den öffentlichen Raum kontrollieren, regeln und ordnen.
Die Ausstellung In Transit in der Buchmann Galerie präsentiert nun Arbeiten, die die Formensprache der Serie der Vertical Highways erweitern und ergänzen. In den Progressions arbeitet die Künstlerin skulptural mit dem Phänomen der Reihung sowie den unmittelbar damit verbundenen Assoziationen von Bewegung und Zeit. Die verwendeten verformten Leitplanken sind aufsteigend angeordnet, wobei das aufstrebende Element in einen Dialog mit dem rhythmisch-seriellen Charakter der Sequenz tritt. Bei der Thematisierung der sequenziellen und der bildlichen Abfolge lassen sich u.a. Bezüge zum bewegten Bild, zu Film und Video herstellen, bis hin zu den Anfängen dieser Medien, den Chronophotographien von Eadweard Muybridge. Diese frühen seriellen Fotografien waren die ersten, die Menschen, Pferde und andere Lebewesen in den verschiedenen Stadien ihrer Bewegung zeigten. Dieser Moment der Bewegung und des Fluiden ist zentral für das Werk der Künstlerin.
Vertical Highways – Progression 01 ist eine fast 4 Meter breite und 230 cm hohe Skulptur, daneben zeigt Bettina Pousttchi in der Ausstellung neue Werke, in denen sie sowohl mit Farben als auch mit Formaten experimentiert. Im Gegensatz zu den bisherigen Werken der Vertical Highways, die in Signalfarben gehalten waren, erweitern diese neuen Arbeiten die bisherige Farbpalette durch sandfarbene Erdtöne. Die nun nicht mehr lebensgroße Höhe der Werke verleiht ihnen eine neue Gestalt, mit der Bettina Pousttchi ihre Erkundung der plastischen Qualitäten des Materials und dessen Bezug zum menschlichen Körper fortsetzt.
Die Künstlerin schafft die Skulpturen dieser Serie in einem aufwendigen Prozess, bei dem sie die verwendeten Leitplanken – industrielle Fertigteile – unter hohem Druck verformt, vertikal aufrichtet und sie vor der farblichen Gestaltung zu neuen Figurationen zusammenfügt. Die vertikale Ausrichtung der normalerweise horizontal verwendeten Leitplanken durchbricht die gewohnte räumliche Anordnung und verleiht den Skulpturen einen architektonischen Bezug. Die sequenzielle Nutzung des Ausgangsmaterials knüpft an die Konzepte der Minimal Art an und zeigt zudem eine Verbindung zu Marcel Duchamps Ready-mades.
Die bisher grösste Skulptur aus der Serie der Vertical Highways wurde kürzlich von Bettina Pousttchi am Berliner Hauptbahnhof eingeweiht. Die eigens für diesen Ort des Washingtonplatzes gestaltete Skulptur, die eine Höhe von sechs Metern aufweist, unterstreicht das Interesse von Bettina Pousttchi am komplexen Begriff des Öffentlichen.
Die von der Künstlerin in ihren Skulpturen verwendeten Strassenobjekte, wie Absperrgitter, Strassenpfosten, Fahrradständer oder auch Leitplanken, strukturieren den öffentlichen Raum und regeln die Bewegungsmöglichkeiten in ihm. Dennoch bleiben sie oft unbemerkt. Bettina Pousttchi rückt diese Objekte durch ihre Skulpturen wieder in den Fokus der Wahrnehmung. So werfen sie die Frage auf nach dem gesellschaftlichen Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Freiheit, das so zentral ist für unsere Zivilgesellschaft.
Über die Künstlerin:
Bettina Pousttchi wurde 1971 in Mainz geboren. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und absolvierte das Whitney Independent Study Program in New York. Ihre Arbeit wurde international ausgestellt, so hatte sie Einzelausstellungen im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington D.C. , im Arts Club of Chicago, in der Philips Collection in Washington D.C., im Nasher Sculpture Center Dallas und in der Kunsthalle Basel. Auch in Deutschland wurde ihre Arbeit in zahlreichen Institutionen gezeigt wie der Schirn Kunsthalle Frankfurt, dem KINDL Berlin und der Berlinischen Galerie. Seit Sommer 2022 präsentiert die Bundeskunsthalle Bonn The Curve, eine großformatige interaktive Installation auf dem Dach des Museums. Für die Dauer von fast zwei Jahren nimmt diese ortsspezifische Intervention das Lingotto in Turin als Bezugspunkt, um eine autonome Großskulptur zu entwickeln, in der Realität und Fiktion verschwimmen.
Bettina Pousttchi
Geboren 1971 in Mainz. Lebt und arbeitet in Berlin.
1999/2000 | Whitney Independent Studio Program, Whitney Museum, New York |
1995-1999 | Kunstakademie Düsseldorf (Prof. Gerhard Merz, Prof. Rosemarie Trockel) |
1992-1997 | Philosophiestudium, Kunst- und Filmgeschichte, Universität zu Köln und in Bochum |
1990-1992 | Kunststudium, Université de Paris |
2016 | Villa Aurora, Los Angeles |
2014 |
Wolfsburg Art Award |
2008 |
TrAIN Research Center for Transnational Art, Identity and Nation, University of the Arts, London |
2007 | BBAX - Berlin Buenos Aires Art Exchange, Buenos Aires |
2005 | Provinzial Förderprojekt |
2000 | Kunststiftung NRW |
MoCA Museum of Contemporary Art Shanghai
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Washington DC
Nasher Sculpture Center Dallas
Margulies Collection Miami
Rennie Collection Vancouver
The Arts Club of Chicago
The Phillips Collection Washington DC
Freybe Collection Vancouver
Nasher Collection Dallas
Albertina Vienna
Berlinische Galerie, Museum of Modern Art Berlin
Kunsthalle Bielefeld
Hall Collection New York
Blake Byrne/Skylark Foundation Los Angeles
Levine Collection Washington DC
Wemhöner Collection Herford/Berlin
Kadist Collection Paris
Collection of the Federal Republic of Germany
University of Cologne
Von-der-Heydt Museum Wuppertal
Absolut Art Collection Stockholm
Wolfsburg City Art Gallery
MMAG Foundation Amman