Nachlass Martin Disler

Artist Martin Disler in his studio in Paris, 1984
Martin Disler in his studio in Paris, 1984

Martin Disler hatte mit seiner Ausstellung „Invasion durch eine falsche Sprache“ in der Kunsthalle Basel 1980 seinen internationalen Durchbruch. In rascher Folge waren seine Arbeiten im Museum of Modern Art New York 1981, auf der documenta 7 in Kassel 1982, der Tate Gallery London und dem Stedelijk Museum Amsterdam 1983, dem San Francisco Museum of Modern Art 1984 oder dem Museu de Arte Moderna, São Paulo 1986 zu sehen. 

 

Mit rastloser Schaffenskraft arbeitete der Autodidakt an Zeichnungen, Malerei, Grafik und Skulptur. Immer wieder sprengte er Werkkonventionen, beispielsweise 1981 mit seinem 140 x 4,5 Meter großen Monumentalgemälde Die Umgebung der Liebe, das sich heute als Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung im Eigentum der Gottfried Keller Stiftung befindet und 2019 im Bündner Kunstmuseum Chur ausgestellt wurde. Parallel zu seinem bildnerischen Werk schuf Martin Disler literarische Texte von eindringlicher Kraft, wie den Roman Bilder vom Maler. Über ein Dutzend Künstlerbücher versah er mit Texten. Im bildnerischen Werk bezieht sich Disler immer wieder auf literarische Texte. So auch 1996 in einer Werkgruppe von über 300 Aquarellen, in denen er sich mit den Gedichten Fernando Pessoas auseinandersetzt und die sich mehrheitlich in der Sammlung des Kunstmuseum Basel befinden.

 

Todesantizipation und Momente eines großen Lebenshungers durchziehen Dislers gesamtes Werk. Dort wird dies zu einer illusionslosen Vision der condition humaine. Geprägt von rätselhaft bedrängenden Motivwelten werden Emotion und Körpergefühl gleichsam direkt auf die Leinwand gebracht. Die rauschhafte Unrast und obsessive Schaffenswut provoziert die bewusst gesuchte Überforderung seiner selbst und des Publikums mit einer opulenten Fülle von Werken. Für Martin Disler sollten die Bilder offen bleiben, man soll von der Malerei umfangen und verschlungen werden, in ihr versinken.

 

Martin Disler, 1949 in Seewen (Schweiz) geboren, war ein rastlos Reisender. Er lebte unter anderem in New York, Zürich, Amsterdam, Les Planchettes und in Lugano. Im Alter von 47 Jahren ist Martin Disler am 27. August 1996 an den Folgen eines Hirnschlags gestorben. Die Buchmann Galerie in Berlin und Lugano vertritt den Nachlass von Martin Disler seit 2013. In den letzten fünf Jahren fanden größere Ausstellungen in der Kunsthalle Bielefeld, dem Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal, dem Bündner Kunstmuseum Chur und dem Kirchner Museum Davos statt, die die neue Aktualität des Werkes des Künstlers zeigen. Zu den Ausstellungen sind umfassende Publikationen entstanden.