Bettina Pousttchi

Skulptur und Fotografie

‘Bettina Pousttchi, Photo: Norman Konrad’
Bettina Pousttchi, Photo: Norman Konrad

Bettina Pousttchi zählt zu den führenden zeitgenössischen Künstler*innen Deutschlands und hat auch international, vor allem in den USA, große Anerkennung erfahren, wo Einzelausstellungen ihrer Arbeiten in Institutionen wie dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden und der Phillips Collection in Washington DC, dem Nasher Sculpture Center in Dallas und dem Arts Club of Chicago zu sehen waren.

 

Bettina Pousttchi arbeitet vorwiegend mit Skulptur und Fotografie. Ihre ortsspezifischen Fotoinstallationen fordern und erweitern konsequent die formalen und konzeptionellen Möglichkeiten der Fotografie und nehmen oft ganze Gebäudefassaden ein.

 

Internationale Aufmerksamkeit erregte Pousttchi erstmals 2009 mit ihrer monumentalen Fotoinstallation Echo, die die vier Fassaden der Temporären Kunsthalle am Schlossplatz in Berlin überzog. Echo war ein visuelles Echo des ehemaligen repräsentativen Palastes der Republik der DDR und reflektierte die Fähigkeit des Einzelnen, sich zu erinnern. Pousttchi erforscht das Verhältnis von Erinnerung und Geschichte aus einer transnationalen Perspektive. Eine solche Verschränkung ist der Schlüssel zum Werk der Künstlerin.

 

Pousttchis skulpturale Arbeiten geben einen tieferen Einblick in ihr Interesse an den Strukturen des öffentlichen Raums, die sie oft aus Stadtmobiliar wie Pollern, Absperrgittern oder Fahrradbügeln entwickelt. Ihre jüngsten Skulpturen Vertical Highways sind Transformationen von Leitplanken. Die vertikale Ausrichtung und die modulare Verwendung eines vorgefertigten Elements verändern die räumliche Wahrnehmung des Betrachters und geben der Arbeit einen architektonischen Bezug. Ausgehend von den Strukturen, die zur Ordnung im öffentlichen Raum dienen, thematisieren diese Arbeiten die crowd control, die Lenkung von Menschenmassen, ein Thema, das derzeit aktueller denn je ist.

 

Für ihr umfangreiches Fotoprojekt World Time Clock reiste Pousttchi über mehrere Jahre in verschiedene Zeitzonen der Welt. An jedem Ort fotografierte sie eine öffentliche Uhr, immer zur gleichen Zeit. Das weltumspannende Werk über die politische und soziale Organisation von Zeit und Raum schafft ein philosophisches Bild von Synchronizität und eine globalisierte Realität.

 

Seit Sommer 2022 präsentiert die Bundeskunsthalle Bonn The Curve, eine großformatige interaktive Installation auf dem Dach des Museums. Für die Dauer von fast zwei Jahren nimmt diese ortsspezifische Intervention das Lingotto in Turin als Bezugspunkt, um eine autonome Großskulptur zu entwickeln, in der Realität und Fiktion verschwimmen.

 

Bettina Pousttchi wurde 1971 in Mainz geboren. Sie studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf und absolvierte das Whitney Independent Study Program in New York. Sie lebt in Berlin.