
Bettina Pousttchi – Horizons
Die Buchmann Galerie freut sich die Ausstellung Horizons von Bettina Pousttchi anzukündigen. Die Präsentation versammelt neue fotografische Arbeiten auf Leinwand aus der titelgebenden Serie Horizons, sowie neue polychrome Skulpturen aus Keramik und Stahl. Alle drei Werkgruppen haben auf unterschiedliche Weise als Ausgangspunkt die Stadterfahrung von Berlin.
Zeitgleich mit der Ausstellung wird von Bettina Pousttchi vor dem Istanbul Modern Museum die sechs Meter hohe Skulptur Vertical Highways V02 als Teil der Museumssammlung eingeweiht.
Mit der neuen Bildserie Horizons führt Bettina Pousttchi ihren konzeptuellen Ansatz eines erweiterten Fotografiebegriffs fort, indem sie fotografische Methoden mit malerischen Mitteln verbindet. Gleichformatige Leinwände wurden von der Künstlerin in kräftigem Rot bis leuchtendem Mintgrün monochrom grundiert. Der subtile Duktus der malerischen Geste mit dem Pinsel ist dabei bewusst erhalten geblieben. Die vorbereiteten Leinwände dienen als Untergrund für die im manuellen Siebdruckverfahren applizierten vollformatigen abstrakten fotografischen Motive.
Die Serie Horizons referenziert die vielbeachtete Fotoinstallation Echo, mit der die Künstlerin 2009/2010 die gesamte Fassade der Temporären Kunsthalle Berlin mit 970 Fotodrucken auf Papier für sechs Monate plakatierte. Sie erzeugten als umlaufendes Motiv eine dreidimensionale Fotomontage des an diesem Ort kurz zuvor abgerissenen Palasts der Republik im Zentrum der Stadt. Die Künstlerin hat Ausschnitte dieser Fotodrucke, die die markant spiegelnden Fensterflächen des Palastes zeigen für die Serie Horizons abfotografiert. In diesen Motiven wird erkennbar, wie die Naturkräfte auf die Papierplakate auf der Fassade über den Zeitraum von sechs Monaten eingewirkt haben. Die Arbeiten schaffen so ein vielschichtiges Abbild für vergangene Zeit und die materiellen Spuren, die sie in unser Umwelt hinterlassen. Sie sind sowohl Spur des Realen wie auch Speicher von Zeitlichkeit und Erinnerung.
Ela Bittencourt schrieb hierzu im frieze magazine: "By further removing any direct relationship to the original archival images, Pousttchi expresses a healthy scepticism towards photography’s ability to reliably author the past." (1)
Die Horizons verdeutlichen das Interesse der Künstlerin an Fragen der heutigen Materialität und Indexikalität von Fotografie und werden auch zum Sinnbild für die aktuellen Veränderungsprozesse in Berlin.
Im Dialog zu den Leinwandarbeiten stehen die neuen farbig glasierten keramischen Skulpturen. Auch diese Arbeiten basieren auf der Stadterfahrung von Berlin, insbesondere der spezifischen Geschichte der urbanen Entwicklung. Die schnelle Massenproduktion von Ziegelsteinen im Berliner Umland war ein entscheidendes Mittel, um das rasante Wachstum der Stadt im frühen 20. Jahrhundert hin zu einer Weltstadt zu ermöglichen. Ausgehend vom Interesse der Künstlerin an funktionalen Objekten des Stadtraums sind die Formen der Keramiken von historischen Architekturelementen abgeleitet.
Die aktuellen Arbeiten der Skulpturenserie Vertical Highways bestehen aus transformierten Leitplanken, ebenfalls ein Element des Stadtraumes. Die vertikale Ausrichtung der normalerweise horizontal verwendeten Strassenobjekte verändert die gewohnte räumliche Anordnung und verleiht den Werken eine Bedeutung, die jenseits der ursprünglichen regulativen Funktion des Objektes liegt. Vielmehr werden die Skulpturen zu Zeichen von Veränderung, fluiden Strukturen und sich auflösenden Grenzen.
Bettina Pousttchi wurde 1971 in Mainz geboren und lebt in Berlin. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und absolvierte das Whitney Independent Study Program in New York. Ihre Arbeit wurde vielfach in internationalen Kunstinstitutionen ausgestellt. So hatte sie in den letzten Jahren Einzelausstellungen unter anderem im Museum of Contemporary Art in Shanghai, in der Bundeskunsthalle Bonn und im Museum Haus Konstruktiv in Zürich, zu der Ende des Jahres ein Katalog erscheinen wird. Zuvor fanden Einzelausstellungen statt in der Berlinischen Galerie in Berlin, im Arts Club of Chicago, im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Washington D.C., im Nasher Sculpture Center Dallas, in der Schirn Kunsthalle Frankfurt und der Kunsthalle Basel.
Im Dezember präsentiert die Buchmann Galerie auf der Art Basel Miami Beach Bettina Pousttchis umfangreiche Fotoserie World Time Clock, die bisher in Einzelausstellungen der Künstlerin im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington D.C., in der Berlinischen Galerie und im Aurora Museum Shanghai zu sehen war.
(1) Ela Bittencourt, Bettina Pousttchi Deep Dives into Urban Ideologies and Collective Memory, Frieze Magazine, Issue 243

Bettina Pousttchi
Geboren 1971 in Mainz. Lebt und arbeitet in Berlin.
1999/2000 | Whitney Independent Studio Program, Whitney Museum, New York |
1995-1999 | Kunstakademie Düsseldorf (Prof. Gerhard Merz, Prof. Rosemarie Trockel) |
1992-1997 | Philosophiestudium, Kunst- und Filmgeschichte, Universität zu Köln und in Bochum |
1990-1992 | Kunststudium, Université de Paris |
2016 | Villa Aurora, Los Angeles |
2014 |
Wolfsburg Art Award |
2008 |
TrAIN Research Center for Transnational Art, Identity and Nation, University of the Arts, London |
2007 | BBAX - Berlin Buenos Aires Art Exchange, Buenos Aires |
2005 | Provinzial Förderprojekt |
2000 | Kunststiftung NRW |
MoCA Museum of Contemporary Art Shanghai
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Washington DC
Nasher Sculpture Center Dallas
Margulies Collection Miami
Rennie Collection Vancouver
The Arts Club of Chicago
The Phillips Collection Washington DC
Freybe Collection Vancouver
Nasher Collection Dallas
Albertina Vienna
Berlinische Galerie, Museum of Modern Art Berlin
Kunsthalle Bielefeld
Hall Collection New York
Blake Byrne/Skylark Foundation Los Angeles
Levine Collection Washington DC
Wemhöner Collection Herford/Berlin
Kadist Collection Paris
Collection of the Federal Republic of Germany
University of Cologne
Von-der-Heydt Museum Wuppertal
Absolut Art Collection Stockholm
Wolfsburg City Art Gallery
MMAG Foundation Amman
Kunstmuseum St.Gallen
Museum Reinhard Ernst
Miura Art Collection, Celadna
Sammlung ADAC, München
RAJA Contemporary Art Collection, Paris
Davis Museum, Wellesley, USA
Rheinufergalerie, Mainz
Art Gallery of Ontario, Toronto